34
er, sein Beet behalten zu haben; nur schämte er sich, es zu
sagen.
Wie es aber gegen "den Herbst kam, da wurde Christian
sogar sehr betrübt, wenn er das Beet ansah, das er verkauft
hatte. Welche schöne Erdbeeren standen daraus! Sie konnten für
den Vater öfters ein Tellerchen voll ablesen und ihm auf seine
Stube bringen und verkauften davon an die Mutter und gaben
sogar an Christian ganze Hände voll ab; und wenn Fremde da
waren und in den Garten kamen, so bewunderten sie die schönen
Erdbeeren und fragten, wer sie gewartet hätte, daß sie so spät
und noch so viel trügen.
Christian sah und hörte das alles sehr niedergeschlagen an.
„Christian ist so niedergeschlagen," sagte Luise zu Gottfried,
„wir wollen ihm sein Beet wiedergeben; wir können uns ja auf
unserem Beete Erdbeeren anlegen." Gottfried war es zufrieden,
und Christian erhielt sein Beet zurück.
Einige Wochen war die Freude Christians sehr groß, aber
Christian jätete nicht, er behackte seine Pflänzchen nicht, er begoß
sie nicht. Luise und Gottfried legten sich indessen auf ihren
Beeten neue Erdbeeren an.
Im folgenden Jahre stand Christian wieder sehr nieder-
geschlagen neben seinem Beete, wenn Gottfried und Luise von
den ihrigen schöne Beeren ablasen. Seine Pflänzchen standen
durstig und vertrocknet pnd fast vom Unkraute erstickt; und im
Herbste, als die Beete des Bruders und der Schwester am reich-
lichsten trugen, waren sie ganz ausgegangen.
54. Kind und Schwalbe.
(Hey.)
K. Schwälbchen, du liebes, nun bist bu ja
wieder von deiner Wandrung da.
Erzähle mir doch: Wer sagte dir,
daß es wieder Frühling würde hier?
S. Der liebe Gott im fernen Land,
der sagte mir's, der hat mich hergesandt.
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Extrahierte Personennamen: Christian Christian Christian Luise Gottfried Gottfried Christian Christians Christian Luise Gottfried Christian Gottfried K._Schwälbchen
108
Aber sein Herr bemerkte ihn auch und beschloß, das träge Tier zu strafen.
Er belud ihn daher des andern Tages mit Schwämmen und trieb ihn
durch eben diesen Bach. Auch setzt legte sich der Esel in der Mitte nieder.
Aber wie erschrak er, als er wieder aufstand und seine Bürde mehr als
noch einmal so viel verstärkt fühlte. Kaum daß er sie ertragen konnte.
Und niemals ward wieder dieses Kunststück von ihm versucht.
174. Der Bär und die Bienen.
(Dinttr.)
In Polen brummt ein wilder Bär:
„Ihr Bienen, gebt mir den Honig her!
Ich bin so groß und ihr so klein,
ihr sollt mir wahrhaftig nicht hinderlich sein."
Und eh' die Bienlein sich's versahn,
so klettert er den Baum hinan.
Er klammert sich fest und brummt und brummt,
das Bienlein summt, das Bienlein summt.
„Ihr Bienen, gebt mir den Honig her!"
„Es wird nichts daraus, es wird nichts, Herr Bär!"
Der Bär steckt schon die Nase hinein:
„Weg da, ihr Bienen, der Honig ist mein!"
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lief): „Schöllen Dank! Wenn ich zurückkomme, will ich es thun; jetzt bin
ich noch nicht müde." Darauf traf er die Maiblume an, die sprach:
„Komm zu mir und rieche meinen Duft!" Der Knabe ging hin, und weil
sie so lieblich roch, sprach er: „Maiblümchen, ich will dich mitnehmen zu
meiner Mutter." Und die Blume war es zufrieden. Nun erblickte er
die rote Erdbeere; die rief ihm auch zu: „Komm, pflücke mich, ich bin
reif." Da antwortete der Knabe: „Erdbeerchen, dich will ich meiner
Schwester mitnehmen." Und sie ließ sich gerne brechen. Zuletzt kam der
Knabe zu der Tollkirsche; die ries ihm auch zu: „Komm, iß mich, ich bin
reis." Der Knabe aber antwortete: „Ich will dich nicht essen, du siehst
mir giftig aus. Aber ich will dich abbrechen und meinem Vater zeigell,
der kennt dich besser als ich."
202. Die Kinder im Walde.
(Pocci.)
Es blieben einst drei Kinder stehn,
die grad zur Schule sollten gehn.
Sie dachten dies ulid dachten das,
das Lernen sei ein schlechter Spaß,
und sprachen dann mit leichtem Sinn:
Ei, laßt uns doch zum Walde hin!
Das Spielen ist der Tierlein Brauch,
laßt spielen uns mit ihnen auch.
Sie luden dann im Walde ein
zum Spiel die Tiere groß und klein.
Doch sprachen die: Es ist uns leid,
wir haben jetzo keine Zeit.
Der Käfer brummte: Das wär' schön,
wollt' ich mit euch so müßig gehn.
Ich muß aus Gras ein Brücklein bauen,
dem alten ist nicht mehr zu trauen.
Am Ameishaufen schlichen sie
ganz leis vorbei, ich weiß nicht wie,
und liefen vor dem Bienlein schier,
als wär' es gar ein giftig Tier.
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32
Der Garten hat drei Abteilungen: den Blumengarten, den
Gemüsegarten, den Obstgarten. In dem Blumengarten ziehen
wir Blumen, nämlich: Rosen, Nelken, Veilchen, Narcissen, Tul-
pen, Astern und Reseda. In dem Gemüsegarten werden aller-
hand Gewächse gebaut, nämlich: Kartoffeln, Kohl, Rüben, Erbsen,
Bohnen, Spargel, Zwiebeln, Petersilie, Sellerie und was sonst
in der Küche gebraucht wird. Der Gemüsegarten heißt auch
Küchengarten, weil durch ihn die Küche mit Gemüse versorgt
wird. In dem Obstgarten finden wir allerhand Obstbäume; die
bringen uns Äpfel, Birnen, Pflaumen, Kirschen, Aprikosen und
Pfirsiche. An der Gartenmauer haben wir auch ein Gerüst oder
ein Geländer, an welchem Wein gezogen wird.
53. Die Gartenbeete.
(Löhr.)
1.
„Vater," sagten Herrn Ehrhards Kinder, „gieb uns jedem
doch ein kleines Gartenbeet. Wir wollen darauf säen und pflanzen,
und dann muß uns die Mutter abkaufen, was wir erbauen."
„Werdet ihr's dann auch ordentlich warten?" fragte der
Vater. „Ihr müßt jäten und begießen, wenn ihr etwas Ordent-
liches erbauen wollt. Und wer soll es denn umgraben? Und
woher wollt ihr denn den Samen oder die Pflanzen nehmen?"
„Umgraben will ich es," sprach Gottfried, das größte unter
den Kindern, „und Samen und Pflanzen giebst du uns wohl?"
„Ja, Gottfried, und wenn du uns unsere Beete umgräbst,"
sagte Luise, „so jäte ich dir deins dafür."
Der Vater gab jedem der drei Kinder ein hübsches Beet
und versprach ihnen auch den Samen und die Pflanzen, und
Gottfried grub die Beete um.
2.
Nun waren die Kinder eifrig darüber her mit Säen und
Pflanzen. Gottfried erbat sich von dem Vater ein paar Stachel-
beerstöckchen. Luise bepflanzte einen Teil mit Johannisbeeren.
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Extrahierte Personennamen: Ehrhards Gottfried Gottfried Luise Gottfried Gottfried Luise
33
Gottfried besüete einen andern Teil des Beets mit Spinat, Luise
mit Petersilie und Kerbel, und jedes behielt noch ein Plätzchen
übrig, um ein paar Blumen darauf zu bringen.
Christian sah das alles mit an und war unentschlossen, was
er auf sein Beet bringen sollte. Den trägen Knaben dauerte die
Mühe, die er darauf wenden mußte.
Gottfried und Luise ermunterten ihn. „Bestelle doch dein
Beet," sagten sie zu ihm; aber Christian antwortete, daß er
nicht wüßte, womit er es bestellen sollte.
„Säe doch Mohrrüben darauf," sagte Gottfried, „oder
Zuckererbsen oder Bohnen," setzte Luise hinzu. Sie nannten ihm
noch mehrere Gewächse, aber keins wollte Christian gefallen.
„Höre," sagte Gottfried, „du hast keine Lust, dein Beet zu
bestellen; wenn du willst, so wollen wir dir dein Beet abkaufen."
Christian freute sich über dieses Anerbieten und ließ sich einen
Groschen für das Beet geben.
Gottfried und Luise teilten es und pflanzten lauter Erd-
beeren darauf, welche fast das ganze Jahr hindurch tragen —
Monatserdbeeren.
Gottfried und Luise warteten ihrer Beete sorgfältig. Gott-
fried begoß, Luise jätete das Unkraut aus.
Der Spinat, der Kerbel, die Petersilie gingen sogar auf
ihren Beeten viel früher auf, als auf des Vaters Beeten.
3.
Nach einigen Wochen waren die Gewächse so weit, daß sie
konnten abgeschnitten werden; da war die Freude für die beiden
Kleinen noch größer. Die Mutter kaufte ihnen den Spinat nebst
Kerbel und Petersilie ab und machte ein schönes Gericht davon.
Zwei blanke Groschen gab sie ihnen dafür, und des Mittags
neckte sie den Vater, daß er mit seinen Gewächsen noch nicht so
weit sei, wie die Kinder. Und der Vater? Der entschuldigte sich
lächelnd und sagte, daß er gegen so gute Gärtner, wie Gottfried
und Luise, gar nicht aufkommen könne.
Christian saß ein wenig verdrießlich da. Im stillen wünschte
Gabriel u. Supprian, Lesebuch. D. i. Z
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Extrahierte Personennamen: Gottfried Christian Gottfried Christian Gottfried Luise Christian Gottfried Christian Gottfried Gottfried Luise Gottfried Luise Christian Gabriel
52
langen Eselsohren hervorguckten, zu kehren, trieb er sein Langohr
mit Schlägen in den Stall zurück.
86. Der Wald.
(O. Schulz.)
Ein Ivald ist ein großes Feld, das mit wilden Bäumen bewachsen
ist. Es giebt Wälder, die viele Weilen lang sind. In manchen Wäl-
dern liegen ganze Dörfer und Städte.
In den Wäldern wachsen mancherlei Bäume, am häufigsten Eichen,
Buchen, Fichten und Tannen. Einige Bäume haben Laub oder schöne
grüne Blätter, z. B. die Eiche, die Buche, die Birke und die Linde;
darum nennt man sie Laubholz; andere Bäume, z. B. die Fichte, die
Tanne und die Dieser, haben statt der Blätter spitzige Nadeln, darum
nennt man sie Nadelholz. Das grüne Laub der Eichen und Buchen
sieht wohl schöner aus, als die Nadeln der Dieser, der Fichte und der
Tanne; aber das Laubholz verliert im gerbst seine Blätter, das Nadel-
holz behält seine Nadeln auch im Winter.
In den Wäldern leben auch viele Tiere. Da sind zuerst auf den
Bäumen und in dem Gesträuch mancherlei Bögel Einige Bögel, z. B.
die Nachtigall, der Fink, der Hänfling, singen gar schön; darum nennt
man sie Singvögel. Andere Bögel leben vom Raube, z. B. der Adler,
der lhabicht und die Weihe; darum nennt man sie Raubvögel.
In den Wäldern leben auch viele vierfüßige Tiere, der chirsch mit
dem prächtigen Geweih, das Mchtige Reh, das wilde Schwein, der
furchtsame lhafe, der listige Fuchs und der gierige Wolf. Der lhirfch,
das Reh, das wilde Schwein und der bfafe nähren sich von pflanzen,
Gras und Dräutern. Der Fuchs begnügt sich nicht mit pflanzen und
Dräniern; wenn er kann, so würgt er auch Daninchen, junge lhasen,
Hühner, Enten und Gänse. Der Wolf raubt Lämmer, Echase und
Ziegen, und wenn es ihm an anderer Nahrung fehlt, fällt er sogar
den Wenschen an.
Im Walde wohnt auch der Jäger. Er trägt eine Büchse auf der
Schulter und hat zur Seite den Jagdhund. Der Jäger richtet die bsunde
so ab, daß sie das Wild verfolgen. Wenn es ihin nahe konnnt, so
legt er die Büchse an und erschießt es, das große Wild mit einer Dugel,
das kleinere mit Schrot oder kleinen Dugeln von Blei. Das Fleisch der
chirsche und Rehe, der wilden Schweine und der liasen heißt Wildbret
und ist eine angenehme Speise.
42
68. Die Kohlblätter.
(Schmid.)
Eine fleißige Mutter baute iu ihrem Garten Gemüse aller
Art. Eines Tages sagte sie zu ihrer kleinen Tochter: „Lieschen,
sieh, da an der untern Seite dieses Kohlblattes die kleinen, netten,
gelben Dingerchen. Das sind die Eilein, ans denen die schön-
farbigen, aber verderblichen Raupen kommen, die sich dann in
weiße Schmetterlinge verwandeln, von denen dort einer fliegt.
Suche diesen Nachmittag alle Blätter ab und zerdrücke diese Eier,
so wird unser Kohl immer schön grün und unversehrt bleiben."
Lieschen meinte, zu dieser Arbeit sei es allemal noch Zeit,
und dachte am Ende gar nicht mehr daran. Die Mutter war
einige Wochen nicht wohl und kam nicht in den Garten. Als
sie aber wieder gesund war, nahm sie das saumselige Mädchen
bei der Hand und führte es zu den Kohlbeeten, und sieh! aller
Kohl war von den Raupen abgefressen. Man sah davon nichts
mehr als die Stengel und die Gerippe der Blätter. Das er-
schrockene und beschämte Mädchen weinte über ihre Nachlässigkeit.
Die Mutter aber sagte: „Thu das, was heute geschehen kann,
sogleich heute und verschiebe es niemals auf morgen."
„Noch wichtiger aber," sprach die Mutter, „ist eine andere
Lehre, die gleichsam auf diesen übel zugerichteten Blättern ge-
schrieben steht:
Dem Bösen thu gleich anfangs Widerstand,
sonst nimmt's am Ende schrecklich überhand."
69. Der junge Baum.
(Weiße.)
Das liebe kleine Bäumchen hier
ist, wie man sagt, gleich alt mit mir
und trügt schon jetzt, so jung und zart,
viel Früchte von der besten Art.
Es lohnt dem Gärtner, dessen Hand
so vielen Fleiß darauf verwandt.
Wie wird es ihn erst recht erfreu'n
wird es zum Baum erwachsen sein.
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68
bäum sagte: „Nein, ihr kommt zu frühe zu mir; meine
Blüten stecken noch in der Knospe, und sonst habe ich
nichts. Geht hin zu der Kirsche.“ Da flogen sie zu dem
Kirschbaum und sagten: „Lieber Kirschbaum, hast du keine
Blüten für uns hungrige Bienen?“ Der Kirschbaum ant-
wortete: „Kommt morgen wieder, heute sind meine Blüten
noch alle zugeschlossen. Wenn sie offen sind, sollt ihr will-
kommen sein.“ Da flogen sie zu der Tulpe, die hatte zwar
eine grosse farbige Blume, aber es war weder Wohlgeruch
noch Süfsigkeit darin, die Bienchen konnten keinen Honig
darin finden. Da wollten sie schon wieder traurig und
hungrig nach Hause zurückkehren, als sie ein dunkelblaues
Blümchen an der Hecke stehen sahen. Es war das Veilchen,
das wartete ganz bescheiden, bis die Bienchen kamen; dann
aber öffnete es ihnen seinen Kelch, der war voll Wohlgeruch
und voll Süfsigkeit, und die Bienchen sättigten sich und
brachten noch Honig mit nach Hause.
114. Frülilingsbotscliait.
(Hoffmann von Fallersleben.)
Kuckuck, Kuckuck ruft aus dem Wald:
Lasset uns singen,
tanzen und springen!
Frühling, Frühling wird es nun bald.
Kuckuck, Kuckuck lässt nicht sein Schrei’n:
Kommt in die Felder,
Wiesen und Wälder!
Frühling, Frühling, stelle dich ein!
Kuckuck, Kuckuck, trefflicher Held!
Was du gesungen,
ist dir gelungen:
Winter, Winter räumet das Feld.
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]